21.12.2020
Offener Brief an Frau Staatsministerin Melanie Huml

Sehr geehrte Frau Staatsministerin Huml,

wir wenden uns an Sie mit der Sorge, dass die Kapazitäten der Impfzentren in Bayern deutlich zu gering bemessen sind.

Die Ärzte-Zeitung hat eine Umfrage unter den Bundesländern durchgeführt, deren Ergebnisse in der Ausgabe vom 18.12.2020 veröffentlicht wurden. Demnach bestehen sehr große Unterschiede im Verhältnis der Kapazitäten der Impfzentren zur Einwohnerzahl.

Wir sind auf diese Unterschiede aufmerksam geworden, weil wir in der Grenzregion zu Baden-Württemberg leben. Dort werden derzeit Kapazitäten aufgebaut, die es ermöglichen, dass in 40 Wochen zwei Drittel der Bevölkerung zwei Mal geimpft werden können.

 

Demgegenüber beträgt die Kapazität der bayerischen Impfzentren nur 30 000 Impfungen pro Tag. Für unseren Landkreis Neu-Ulm wurde ein Betrieb an fünf Tagen in der Woche angekündigt. Aber selbst bei einem Betrieb der Impfzentren an sieben Tagen in der Woche würde es 83 Wochen dauern, um zwei Drittel der Bürgerinnen und Bürger in Bayern zwei Mal zu impfen.

Dies würde bedeuten, dass die Impfungen in Bayern doppelt so lange dauern wie in Baden-Württemberg und dass eine Durchimpfung damit erst im Herbst des Jahres 2022 erreicht wäre.

Im Vergleich der 14 Bundesländer, für die Zahlen in der Ärzte-Zeitung veröffentlicht wurden, liegt Bayern damit auf dem 12. Rang, und in acht Bundesländer ist die Durchimpfungsdauer um mehr als ein halbes Jahr kürzer. (Wir fügen Ihnen unsere Berechnung unten an.)

Damit werden die Bürgerinnen und Bürger in Bayern deutlich schlechter versorgt, und es ist zu befürchten, dass die Einschränkungen für die Bevölkerung und die Wirtschaft in Bayern um viele Monate länger andauern als in anderen Bundesländern.

Gerade angesichts der nach wie vor sehr hohen Infektionszahlen in Bayern halten wir beides für inakzeptabel.

Wir hatten uns als Kreisräte mit unserer Sorge bereits an den Landrat unseres Landkreises gewandt, der aber auf Ihre Zuständigkeit für die Impfstrategie in Bayern verwiesen hat.

Deshalb wären wir sehr froh, wenn Sie die Unterschiede in den Kapazitäten zwischen den Bundesländern aufklären und prüfen könnten, ob nicht auch in Bayern schnellstmöglich größere Kapazitäten geschaffen werden müssen.

Vielen Dank und herzliche Grüße

Dr. Jürgen Bischof und Wolfgang Schrapp